Friska Viljor endlich wieder im Salzhaus

Konzertkritik: Friska Viljor im Salzhaus
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© Tanja Lipak (vom Konzert im Bierhübeli)

Blonde, zottelige Mähnen mit Hüten, dazu schwarze Kleidung, eine kokette, weisse Ansteckblume und fünf strahlende Gesichter: Die Rede ist von der schwedischen Indie-Rock Band Friska Viljor. Die Stockholmer spielten seit Jahren endlich wieder einmal im Salzhaus. Der Sänger Joakim Sveningsson hatte bereits befürchtet, sie seien inzwischen vergessen worden. Aber nichts dergleichen, die Halle war fast voll und insbesondere in den vorderen Reihen tummelten sich die eingefleischten Fans mit Bandshirts. Verständlich, wer die Schweden einmal live hat spielen sehen, wird sie wahrscheinlich nicht so schnell wieder vergessen. Die Musiker schafften es, durch ihre authentischen Worte und ihr Strahlen im Gesicht eine heimelige und herzliche Atmosphäre zu schaffen.

 

Natürlich durften grosse Nummern wie «Arpeggio» oder «Wohlwill Strasse» nicht fehlen. Die Menge tanzte und feierte ausgelassen. Nach den rockigen Titeln kam dann aber ein melancholischer Part. Sveningsson erzählte ganz offen von der Trennung von seiner Frau vor circa zwei Jahren und seiner darauffolgenden schweren Zeit. Jeder verändere sich im Leben, er selbst habe seine grösste Veränderung in den letzten Monaten durchgemacht. Berührend war auch, wie er die Liebe zu seinen Kindern schilderte. Langsame, schwermütige Songs waren die Folge und Passagen wie «I don`t want to die, I just don`t want to be like this in life» veranschaulichten, wie schlecht es ihm ergangen sein muss. Die Stimmung drohte einzuknicken, es wurde still. Aber dennoch, das Publikum stand hinter der Band und die Fans drückten ihre Zuneigung mit brennenden Wunderkerzen aus. Und weiter ging’s mit ihren gewohnt fröhlichen Titeln.

 

Die Schweden, die kurz nach der Bandgründung im Jahr 2005 als Strassenmusiker in Berlin und Hamburg unterwegs waren, haben erst vor wenigen Tagen ihr siebtes Album «Broken» veröffentlicht. Obwohl sie grob dem Genre Indie-Rock zuzuordnen sind, strecken sie ihre Fühler immer wieder in Richtung Elektro und Folk aus. Ebenfalls typisch für ihren Stil sind Elemente wie Glockenspiele, Sequenzen mit Blasmusik, Mandoline oder Falsett, was mit Kopfstimme übersetzt werden kann. Sveningsson bezeichnete ihre Musik sogar einmal als «Kindermusik mit erwachsenen Texten». Dieser Mix macht ihre eingängigen Songs unverkennbar und gibt ihnen das gewisse Etwas.

 

Eine schöne Geste war auch, dass Friska Viljor ihre Vorband «side effects» am Ende zum gemeinsamen Singen auf die Bühne holte. Die vier Jungs, ebenfalls aus Schweden, lieferten zu Beginn nämlich auch einen beachtenswerten Auftritt ab: Mit ihrem Retro-Style, der an die Pilzköpfe erinnerte, und rockig-elektronischen Songs, die mystisch anmuten, haben sie sich ihre eigene Nische in der breiten Musikpalette geschaffen.

 

Das beste Publikum hätten sie heute gehabt, betonte Sveningsson. Als Dankeschön gab es dann auch zwei Zugaben, zuletzt einen ihrer allerersten Hits «shotgun sister».

 

Friska Viljor? Unbedingt wieder. Und gerne möglichst bald. Es gibt selten eine Band mit solch mitreissenden und rockig-tanzbaren Songs, die so herzlich und authentisch rüberkommt. Besonders aufgefallen ist auch ihr Strahlen: Ihre Leidenschaft für Musik ist ihnen von weitem anzusehen. 

 

Katja Nosswitz / Sa, 26. Jan 2019